Gran Paradiso Überschreitung (4.061m)

Gran Paradiso Überschreitung (4.061m)

 

Unsere Tour auf den Gran Paradiso begann im wunderschönen Valsavarenche-Tal. Nach der langen Autofahrt stand bei bestem Wetter der Aufstieg zum Rifugio Vittorio Emanuele II an. Der Weg führte uns von Pont durch das schöne, von mehreren schneebedeckten Drei- und Viertausendern umgebene, Tal. Nach einer Viertelstunde ging es steil in den dichten Lärchenwald. Eine Stunde später erreichten wir die Moncorvé-Hochebene und kurz darauf die 2.732 Meter hoch gelegene Hütte, welche für die nächsten zwei Tage unser Basislager bildete.

 

Am zweiten Tag nahmen wir uns zur Akklimatisierung den Tresenta (3.609m) als Einstiegsberg vor. Wir starteten am frühen Morgen bei leichten Minusgraden. Es ging über große Schuttmoränen zum Moncorvé-Gletscher. Dort angelangt gaben Chris und Stephan eine kurze Einführung zum Gehen mit Steigeisen und Eispickel. Die Sonne hatte es noch nicht über die Bergkämme geschafft, so dass es unangenehm kühl war. Nach dem kleinen Crashkurs ging es die steilen Firnhänge des Tresenta hinauf. Das letzte Stück zum Gipfel verlief über den gerölligen Nordwestkamm. Auf dem Gipfel erwartete uns eine wunderschöne Aussicht auf die umliegenden Berge, die weite Po-Ebene und ein zugefrorenes Gipfelbuch. Nur der Gran Paradiso hüllte sich weiterhin in Wolken. Da hier kein Wind wehte und die Sonne nun ordentlich schien, wurde es angenehm warm. Nach einer kleinen Pause mit Gipfelfoto, gefrorenen Gummibärchen und harter Schokolade ging es über die gleiche Route zum Abstieg. Am Gletscher absolvierten wir noch ein paar Übungen zur Spaltenbergung. Langsam zogen Wolken auf und es begann leicht zu schneien. Es wurde wieder merklich kühler und wir beeilten uns zur Hütte zurück zu kommen.

 

Der nächsten Tag sollte mit der Gran Paradiso-Überschreitung den Höhepunkt unserer Reise bilden. Das Frühstück stand 4:30 Uhr für uns bereit. Dieser Morgen war noch ein bisschen kühler, als der vorherige. Der kleine See vor der Hütte war mit einer dünnen Eisschicht überzogen. Um 5:30 Uhr starteten wir, vom Vortag gut akklimatisiert, im Dämmerlicht. Das Wetter versprach gut zu werden und der Gipfel war wolkenfrei. Unser Weg führte auf der Westseite des Berges entlang, sodass wir den ganzen Morgen im Schatten liefen. Erst auf circa 3.600 Metern sahen wir endlich die Sonne. Doch spürbar wärmer wurde es auch jetzt nicht. Auf dem vereisten Rücken kam ein unangenehmer eisiger Wind hinzu, der den Neuschnee des Vortages in jede Ritze der Kleidung wehte. Die letzten Höhenmeter auf den Gipfel mit der Madonna erfordeten zum Teil ausgesetzte Blockkletterei (II). Deshalb behalfen wir uns an dieser Stelle mit einem Fixseil. Für einige von uns war es der erste Viertausender. Die Aussicht war grandios. Keine einzige Wolke trübte das Panorama von Mont Blanc, Matterhorn, Monte Rosa und weiteren der höchsten Alpengipfel. Da der Wind sich gelegt hatte und die Sonne nun kräftig schien, empfanden wir die -10°C als recht angenehm. Nach den obligatorischen Gipfelfotos aßen wir gefrorene Müsliriegel und Schokolade mit Blick auf die 3.500 Meter tiefer gelegene und über 40 °C wärmere Po-Ebene. Über den schönen Lavaciau-Gletscher, durch reichlich Pulverschnee, vorbei an tiefen Gletscherspalten stiegen wir zur Rifugio Fedrico Chabod (2.710m) ab.

 

Am vierten Tag entschied sich ein Großteil der Gruppe für den geruhsamen Aufstieg zum Col du Grand Neyron (3.252m). Die immer noch Kletterhungrigen nahmen sich die Becca di Montandayne (3.838m) vor. Der Gletscherrückgang machte jedoch diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung und erzwang  die Umkehr bereits am Pass Colle Bonney. Zuvor musste bereits eine Felspassage und ein 35° Eisanstieg am Fixseil überwunden werden. Zu guter Letzt stand noch eine 240-Meter-Abseile über einen Eisfall an.

 

Am letzten Tag gingen wir bei unverändert schönstem Wetter zurück ins Valsavarenche-Tal. Dort endete unsere erlebnisreiche Hochtour.

Hans Böhm

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