Unsere Reise beginnt während eines ganz gewöhnlichen Mathematikunterrichts, der so mit Langeweile gefüllt war, dass er viel Raum für Ideen ließ. Aus diesen Ideen wurde ein Plan und aus diesem Plan wurde eine Reise und daraus ein Abenteuer und sie sahen, dass es gut war.
Unsere Reise besteht darin, mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Slowenien bis in die Türkei zu reisen und dabei in den Klettergebieten und Städten Südosteuropas Körper und Geist zu schulen. Dabei verfassen wir zu jedem nennenswerten erkundeten Klettergebiet einen kleinen Bericht, der hier veröffentlicht wird.
Johannes, Hans
Paklenica – Klettern zwischen Winnetous Welten und der Kvarner Bucht

Ständige Wegbegleiter im Hinterland des Nationalparks
Unser erster Kletterstopp führte uns in den Norden Kroatiens. Vom schlechten Wetter in Slowenien getrieben ging es in den sonnigen Paklenicanationalpark. Nach ein paar Sportkletterrouten in der Schlucht ging es auf eine dreitägige Wanderung durch das gebirgige Hinterland. Nach dem verlassen der Touristenpfade in Meernähe wurde es deutlich einsamer. So ging es durch unberührte Buchenwälder, über karge Hochebenen, zwischen Minenfeldern und durch die abenteuerliche Mala Paklenica zu den höchsten Bergen des Valebit mit weiten Aussichten über das Gebirge und tiefen Höhlen. Übernachtet wurde in verlassen wirkenden Schutzhütten mit Meerblick. Das Wasser musste noch jeden Morgen aus dem Brunnen geholt werden.
Am letzten Tag kletterten wir noch den Ultraklassiker Mosoraški in der Nordwand der Anića Kuk. Nach neun genussvollen Seillängen und 350 Metern erreichten wir den Gipfel mit Blick auf den Sonnenuntergang über dem Meer. Nur die Schlüsselseillänge (6a) hat mittlerweile sehr an ihren Begehungen gelitten und ist glatt poliert.

Zwischen den Bergen des Valebit
Routentypen: Die Routen in der Schlucht können zwar mit einem minimalen Zustieg punkten, doch steht man beim sichern direkt auf dem großen Wanderweg und der Felsen ist recht abgespeckt. Weiter oben in der Schlucht ist es deutlich leerer und die Qualität der Routen nimmt zu. Dafür ist der Zustieg beschwerlicher. Im hinteren Teil der Schlucht lockt die 350 Meter hohe beeindruckende Nordwand der Anića Kuk mit sowohl plaisiermäßig abgesicherten Routen, als auch welchen im Tradstiel. Dabei sind in dieser Wand alle Schwierigkeiten zwischen dem fünften und achten Franzosengrad abgedeckt. Doch auch hier sind die beliebtesten Routen teilweise abgespeckt.
Fast alle Sektoren liegen im Nationalpark. Für diesen muss man Eintritt zahlen. Am meisten lohnen sich hier die Mehrtageskarten.

Die beeindruckende Nordwand der Anića Kuk

Frühstück mit Aussicht
Absicherung: In der Regel sehr gut.
Zustieg: Vom Parkplatz in der Schlucht läuft man in fünf Minuten zu den ersten Sektoren in der Schlucht. Zu den etwas abgelegeneren Sektoren und zur Anića Kuk läuft man maximal vierzig Minuten.
Unterkunft: Mehrere Campingplätze und Apartments in Starigrad am Meer (4 km vom Anfang der Zustiege entfernt); im Nationalpark gibt es drei rudimentär ausgestattete kostenlose Schutzhütten und eine bewirtschaftete Berghütte.
Einkaufen: Mehrere kleinere Supermärkte am Meer.
Anfahrt: Am einfachsten mit dem Auto (12 h, 1100 km) oder mit dem Fernbus, bzw dem Flugzeug nach Zadar und dann weiter mit dem Küstenbus nach Starigrad

Die große Paklenicaschlucht mit der Anića Kuk links
Drill&Chill – Ein Kletterfestival im Norden Bosniens.

Highlines über dem Sektor Kamen Mudrosti
Ein großer weißer Fleck auf der Karte der erschlossenen Klettergebiete wird immer kleiner.
Das Potential des Landes Bosnien und Herzegowinas ist zum Klettern enorm. Egal in welchem Winkel des Landes es einen verschlägt … überall unbekletterter Fels. Doch seit ein paar Jahren werden diese aus ihrem Dornröschenschlaf mühsam befreit. Dafür wurde auch ursprünglich das Drill&Chill Festival im Tijesno Kanjon 15 Kilometer südlich von Banja Luka ins Leben gerufen. Mit tausenden Bohrhaken, einer Menge kühlem Bier (gerne auch als Wechselgeld genutzt), einer enormen Gastfreundschaft und bis zu 200 Meter hohen senkrechten Wänden aus Kalk wurden 2015 erstmals Schrauber aus ganz Europa angelockt. In den letzten Jahren entstanden so immer mehr Mehrseillängentouren und Sportkletterrouten in der Schlucht. Auch das Festival wurde mit der Zeit immer größer. So werden nun jeden September neben Schraubern auch Kletterer und vor allem Highliner von dem zehntägigen Festival angezogen. Über der Schlucht gibt es einige gute Möglichkeiten für das Riggen von Highlines. Die längste ist über 400 Meter lang.
Routentypen: Im Canyon überwiegen 100 bis zweihundert Meter lange plattige Mehrseillängentouren im sechsten Franzosengrad. Insgesamt sind diese sehr leistig. Eine gute Fußtechnik ist in der Regel notwendig. Auch schwierigere lange Touren gibt es immer mehr. Dieses Jahr (2018) wurde die erste 9a in diesem Gebiet durchgestiegen.
Im Sektor Amfiteater gibt es auch ein paar Sportkletterrouten. Des weiteren wurde dieses Jahr der neue Sektor Krilo mit kürzeren leicht überhängenden Routen im sechsten und siebten Grad erschlossen.
In der Umgebung der Schlucht gibt es auch noch die sehr lohnenden Gebiete Kameni Most (sehr große Auswahl an senkrechten bis überhängenden Sportkletterrouten im fünften bis siebten Grad) und Skubalj (viele plattige Sportkletterrouten im fünften und sechsten Grad, sowie kurze Überhänge im siebten Grad).
Fels: Sehr scharfkantig und rau, durch das junge Alter der Routen und die wenigen Kletterer ist noch nicht alles fest und manchmal etwas grün.
Absicherung: Freundliche Absicherung mit neuen Bohrhaken.
Material: 15 bis 20 Exen und ein mindestens siebzig Meter langes Seil oder zwei Fünfzigmeterhalbseile.
Unterkunft: netter Zeltplatz im Canyon (Vrbas Kamp), über der Schlucht in Rekavice auf Privatgrundstücken zelten (bitte vorher die Bewohner fragen) oder in Banja Luka in Zimmern. Während des Festivals gibt es in Rekavice große schöne Obstwiesen zum zelten.

Zeltplatz des Festivals
Zustieg: In der Regel von oben aus Rekavice über gut beschilderte Wege (maximal 15 bis 20 Minuten) und dann von dort über die Route oder Abseilpiste im Sektor Oker zum Einstieg abseilen. Zustieg von der Straße soll auch in fast alle Sektoren möglich sein (fünf bis 20 Minuten). Zum Sektor Amfiteater und Krilo ist der Zustieg nur von oben möglich.
Kameni Most ist mit dem Auto in einer Viertelstunde zu erreichen.
Anreise: Am einfachsten mit dem Auto (11 h, 1100 km) oder mit Fernbussen nach Banja Luka und von dort mit dem Taxi nach Rekavice
Einkaufen: Große Einkaufsmöglichkeiten und Markt nur in Banja Luka. Kleine nette Minimärkte mit einer überschaubaren Auswahl in jedem kleinen Dorf.
Literatur: „Rock climbing guide Bosnia and Herzegowina“ (bisher ohne den Sektor Krilo)

Workshops auf dem Festival
Cooler Bericht mit vielen Info´s, danke