Blagaj – Klettern zwischen rauhen Tufas, dem Muezzin und einer überwältigenden Gastfreundschaft
In einem beschaulichen Tal neben einer malerischen Karstquelle und dem Mittelalterlichen Städtchen Mostar enthüllte sich ein wunderschönes kleines Klettergebiet. Rauester Fels aller Variationen in einer wunderschönen Landschaft bietet dieses Klettergebiet im sonnigen Süden Herzegowinas. Wenn der Muezzin während des Kletterns im Tal erschallte, merkten wir, dass wir nun doch etwas weiter weg von Deutschland waren. Auch die Gastfreundschaft dort war, im Gegensatz zu deutschen Verhältnissen, überwältigend und begleitete uns von nun sehr weit. Im Klettercamp am Fuß der Felsen wurden wir jeden Morgen mit bosnischen gutem Kaffee und dem exzellenten selbstgebrannten Rakija empfangen und abends haben wir gemeinsam gekocht oder wurden zum Essen eingeladen, welches wir sogleich vor den nicht abzuwimmelnden kleinen Katzen und dem Hund verteidigen mussten. Aus der nahen Stadt Mostar kamen sehr häufig die lokalen Kletterer, mit denen wir schnell ins Gespräch gekommen sind und von denen wir sofort zum Geburtstag eingeladen wurden. So entstand in der dortigen Community eine sehr gemeinschaftliche Atmosphäre, aus der wir später viele Kletterer wieder treffen sollten.

Johannes in “Powerline” (7a) im Sektor D
Ausgewählte Sektoren:
Sektor A: südseitige plattige, sehr scharfe Wand, Routenschwerpunkt im fünften und sechsten Franzosengrad
Sektor D: leicht überhängende Tufawand mit wunderschönen Routen zwischen 6c und 7b, sowie plattige Routen zwischen 5b und 6a, ab mittags in der Sonne
Sektor Publiko: leicht überhängende schöne Lochkletterei im sechsten Grad in der Schlucht, fast immer im Schatten
Sektor Sube: eine riesige Höhle mit vielen Sintern oberhalb der Schlucht, bisher nur eine Handvoll Routen im oberen siebten/ unteren achten Grad und eine 6a+, enorm viel Potential in allen Graden ist vorhanden.

Die Schlucht hinter dem Camp mit einigen schattigen Sektoren
Sektor Rebro: eine beeindruckend dünne Felszacke mit vielen plattigen Routen in den unteren Graden, langer Zustieg
Fels: sehr scharfkantig und in der Regel fest; nur im Sektor Publiko sind teilweise Steine locker
Zustieg: Die Sektoren A bis D erreicht man vom EkoCenter in zehn bis 15 Minuten. Die anderen Sektoren erreicht man über einen leichten Klettersteig in 20 bis 50 Minuten. Ein Klettersteigset ist nicht zwingend erforderlich, kann aber ausgeliehen werden.
Unterkunft: Am Beginn der Zustiege gibt es ein sehr nettes Camp (EkoCenter-Blagaj) mit Zeltverleih, kalten Duschen und einfacher Kochmöglichkeit. Abends ist in der Regel eine kleine Bar auf.
Einkaufen: Im Ort Blagaj sind drei einfache kleine Minimärkte und einen Bäcker, wo man alles notwendige finden kann. Sehr zu empfehlen ist der Fisch von der örtlichen Fischzucht.
Anfahrt: Am einfachsten ist Blagaj mit dem Auto (14 h, 1400 km) oder mit Fernbussen nach Sarajevo, von dort mit dem Zug oder Bus weiter nach Mostar und weiter mit dem Linienbus nach Blagaj.
Ruhetage: Der Süden Bosniens ist voller Sehenswürdigkeiten. So ist die mittelalterliche Stadt Mostar nur 15 km entfernt. Direkt in Blagaj befindet sich eine beeindruckende Karstquelle mit einem malerisch gelegenen Derwischkloster. Vom EkoCenter führt ein leichter Klettersteig durch eine schöne Schlucht zum Sektor Rebro und einem Fort, von dem man eine tolle Aussicht über die Ebene von Mostar genießen kann.
Reisezeit: Am angenehmsten sind der Frühling und Herbst. Ein paar kleinere Sektoren in der Schlucht können durch ihre Lage auch im Hochsommer und die Sektoren A bis D bei Sonnenschein teilweise auch im Winter beklettert werden.
Literatur: „Rock climbing guide Bosnia and Herzegowina“
Johannes, Hans
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.