Gijpe – Zwischen den Felsen und dem Meer – klettern in einer malerischen Bucht im Süden Albaniens
Eine kleine Bucht mit warmen Meer, reifen Mandarinenbäumen, einer imposante Schlucht, keiner Straßenverbindung und Felsen direkt hinter den Zelten … ein Kletterparadies in Albanien? Dies versprach zumindest ein kleiner Artikel in einer Kletterzeitschrift über dieses neue Gebiet. Da es direkt auf unserer Route in den Süden lag und wir noch nichts über Klettergebiete in Albanien gehört hatten, die mehr als zehn Routen umfassten, stand schnell der Beschluss fest, diesen Bericht zu überprüfen. So stiegen wir auf dem quirligen Busbahnhof in Tirana in einen Bus in Richtung Süden. Wie genau wir das Gebiet erreichen sollten, wussten wir da noch nicht. Der Bus fuhr nur in eine Zehn Kilometer entfernte Kleinstadt. Im Endeffekt war dies dann doch gar kein Problem. Wir fragten den Busfahrer, ob er uns an einem winzigen Dorf an der Küstenstraße rauslassen könne. So hielten wir am späten Abend gefühlt mitten im Nichts und konnten gemütlich die letzten zwei Kilometer zur Bucht laufen. Sofort waren wir beeindruckt von der Szenerie und testeten gleich im Scheine der Kopflampen die ersten Routen direkt am Strand. Doch unterschätzten wir die Brandung und das Seilende wurde einmal von einer Welle überspült. Auch sind die Felsen durch das Salzwasser sehr glatt und die fünf Jahre alten Bohrhaken sahen schon recht mitgenommen aus.
Am nächsten Morgen eröffnete sich im Tageslicht das Panorama der Schlucht und wir erkundeten die Sektoren tiefer in der Schlucht. Im Gegensatz zum Sektor Mare am Strand waren hier die Routen angenehm rau und die Bohrhaken im tadellosen Zustand.
Die nächsten Tage waren gekennzeichnet von starkem Sturm und sturmfluthaften Regenfällen. So führte das ausgetrocknete Flussbett nach einer Stunde Regen schon beträchtlich Wasser und die strandnahen Sektoren wurden von den Wellen überspült. Zwischen diesen Ereignissen fanden wir trotzdem immer wieder gute Gelegenheiten im Windschatten der Schlucht zu klettern, in der Hängematte zu dösen und Mandarinen zu pflücken.
Routentypen:
In den Sektoren dominieren leicht überhängende und senkrechte Klettereien im sechsten Franzosengrad. Die meisten Routen haben eine Seillänge. In den Sektoren Pfeiler & Ladi und Che Vita gibt es auch mehrere Mehrseillängentouren mit grandiosem Meerblick. Im Sektor Garden of Eden und Mare befinden sich auch einige leichtere Platten.
Felsen:
Die Sektoren in der Schlucht bestehen aus festem griffigen Kalk. Der Sektor Mare direkt am Strand ist durch die Gischt in den unteren Metern glatt poliert und mit einer schmierigen Salzschicht bedeckt.
Absicherung:
Nur im Sektor Mare sind die Bohrhaken teilweise in einem sehr schlechten Zustand durch die Nähe zum Meer. Sonst sind sie sehr neu und in gutem Zustand.
Zustieg:
Vom Strand läuft man zwischen zehn Sekunden zum Sektor Mare bis drei Minuten zu den Sektoren in der Schlucht. In die Bucht benötigt man von der Asphaltstraße ungefähr zwanzig Minuten. Mit einem sehr geländegängigen Jeep kommt man auch motorisiert in die Bucht, ist aber kaum schneller als zu Fuß.
Unterkunft:
In der Bucht darf man überall sein Zelt aufstellen. Direkt am Strand muss man auf den Fluss, der sehr schnell anschwellen kann und auf nicht ganz so freundlich gesinnte Hunde aufpassen. Einfache Sanitäre Einrichtungen und zwei Strandbars sind vorhanden. Trinkwasser muss man vor Ort für relativ viel Geld kaufen oder mitbringen.
Oberhalb der Bucht kann man am Ende der Asphaltstraße oder in den Olivenhainen problemlos mit einem Bus stehen.
Einkaufen:
Der nächste Supermarkt befindet sich im zehn Kilometer weiter östlich gelegenen Ort Himarë.
Anreise:
Mit dem Flugzeug nach Korfu oder Tirana und dann mit einem Mietauto nach Gijpe (4h, 220km ab Tirana oder 5h, 190 km ab Korfu inklusive Fährfahrt). Ab Tirana gibt es gute und sehr günstige Busverbindungen nach Himarë.
Topos:
http://climbingalbania.com/wp-content/uploads/2016/07/Gjipe_Topo.pdf
Johannes, Hans
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