© Florian Strohmeier

Steinernes Meer – Wandern über Wellen

Für Gipfelstürmer, Hüttenliebhaber und Wasserratten bietet diese dreitägige Hüttentour im Steinernen Meer ein echtes Abenteuer – geprägt von eindrucksvoller Natur, alpiner Herausforderung und einem besonderen Miteinander. Unsere kleine Gruppe war bunt gemischt, doch getragen von Offenheit, Humor und gegenseitiger Rücksichtnahme. Besonders hervorzuheben: unser Tourenleiter, der mit spürbarer Ruhe und Gelassenheit eine Atmosphäre der Verbundenheit schuf und die unterschiedlichen Bedürfnisse der Teilnehmenden mit bemerkenswerter Souveränität ins Gleichgewicht brachte. Eine Tour, die nicht nur landschaftlich, sondern auch menschlich in Erinnerung bleibt.

Anreise und Aufstieg zum Ingolstädter Haus

Dank unseres Tourenleiters, der ein Auto organisierte, reisen wir entspannt in Fahrgemeinschaft an – geteilte Fahrt, geteilte Vorfreude. Nach rund sechs Stunden erreichen wir den Wanderparkplatz Pürzlbach.

Der Aufstieg führt über die Kallbrunnalm und den Diesbachstausee stetig bergauf. Es ist schwül, der Himmel teils wolkenverhangen, der Boden noch feucht vom Regen.

Kurz vor dem Ziel zeigt sich erstmals die wilde Schönheit des Steinernen Meers: bizarre Felsformationen, wie erstarrte Wellen – still, mächtig, faszinierend.

Am Ingolstädter Haus angekommen, empfängt uns ein kräftiger Wolkenbruch – der goldene Sonnenuntergang bleibt aus. Dafür erwartet uns drinnen warme Gastfreundschaft: Der Wirt begrüßt uns herzlich, sorgt für eine gemütliche Atmosphäre und ein leckeres Abendessen. Die Hütte ist einfach, urig und genau der richtige Ort, um anzukommen und sich auf die nächsten Tage einzustimmen.

Rundwanderung und Hundstod-Gipfel

Der Tag beginnt nebelverhangen – das Steinerne Meer zeigt sich mystisch und still. Wir folgen dem gut markierten, aber anspruchsvollen Eichstädter Weg in Richtung Riemannhaus, biegen jedoch vorher ab und kehren auf einem weiten Rundweg zum Ingolstädter Haus zurück.

Langweilig ist dieser Weg keineswegs: Blaue Enziane leuchten am Rand, zwischen Felsplatten und Karst öffnen sich immer wieder beeindruckende Ausblicke. Gechillte Murmeltiere, Schafe in kleinen Herden, Latschenkiefern, die sich trotzig an den Fels klammern – dazwischen eine überraschende Blumenpracht und bizarre Formationen, geformt von Wasser, Wind und Zeit.

Zur Stärkung gibt es unterwegs ein Jausenbrot – schlicht, trocken, kaum belegt. Kulinarisch überschaubar, dafür gesellig – und gut für einen Lacher.

Am Nachmittag reißt der Himmel auf – und wir ergreifen die Gelegenheit: Der Aufstieg zum Kleinen und Großen Hundstod (2.593 m) steht an. Besonders der Große beeindruckt mit seiner markanten Silhouette – wie zwei aufgerichtete Hundeohren ragt er über das Plateau. Der Blick vom Gipfel? Fels und Ferne – rau, klar, erhebend.

Aufs Seehorn – Naturwunder zwischen den Welten

Am letzten Tag wartet noch einmal ein echtes Highlight: der Aufstieg zum Seehorn (2.321 m). Vom Ingolstädter Haus geht es früh los – vorbei an einem rauschenden Wasserfall und über die saftigen Almböden der Hochwies, die im ersten Licht des Tages glänzen.

Die Tour ist mittelschwer, aber fordernd – mit zunehmender Höhe wird das Gelände alpiner, der schmale Pfad windet sich über Fels und Gras, immer wieder unterbrochen von kleinen Kletterstellen. Schritt für Schritt öffnet sich der Blick – und oben angekommen stehen wir staunend vor einem Panorama, das kaum zu überbieten ist: Kammerlinghorn (2.484m), Hochkranz (1.953m), Großer Hundstod (2.594m) und die Watzmann-Gruppe liegen in greifbarer Nähe. Bei klarer Sicht grüßen sogar die Zugspitze (2.962m), Großvenediger (3.657m) und Großglockner (3.798m) aus der Ferne.

Beim Abstieg erreichen wir den stillen Seehornsee – kristallklar, kühl, eingebettet in eine blühende Hochalm. Im Wasser tummeln sich Frösche und Alpensalamander, die Sonne tanzt auf der Oberfläche. Ein idealer Ort für eine Pause und ein kurzes Bad – erfrischend, still und lebendig zugleich.

Über die Kallbrunnalm kehren wir zurück – bei einer gemütlichen Mittagspause lassen wir die letzten 1.700 Höhenmeter dieser abwechslungsreichen Tour ausklingen. Insgesamt sind wir rund sieben Stunden unterwegs – über Fels, durch Blüten, zwischen Ländern.

Und doch: Auch wenn uns der Weg verbindet, zeigt sich im Gehen Unterschiedliches. Zwei sind oft voraus, die anderen zügig unterwegs – im jeweils eigenen Rhythmus. Nicht jeder Schritt ist gemeinsam, aber das Erleben bleibt geteilt.
Was bleibt, ist ein Gefühl von Weite – und die leise Gewissheit, dass man manchmal einfach losgehen muss, um anzukommen.

Insgesamt eine Tour, die lange nachwirkt – in den Beinen, im Kopf und im Herz.

Bericht: Ulrike Grimm    Fotos: Florian Strohmaier, Ulrike Grimm, Falk Schacke, Alexander